Page 27 - VBE Chronik
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EIN BLICK NACH ESCH
Am 26. Dezember 1893 gründete sich, so besagt es die Eintragung des Amtsgerich- tes, der Escher Spar- und Darlehenskassenverein – nachdem sich im Vorfeld 27 ent- schlossene Männer zu diesem Zweck zusammengefunden hatten. Dass am selben Tag im 8.670 Kilometer entfernten chinesischen Ort Shaoshan mit Mao Zedong ei- ner der ein ussreichsten Köpfe des nahenden neuen Jahrhunderts geboren wurde, wäre ihnen herzlich egal gewesen, hätten sie es denn gewusst. Sie wären ohnehin nicht mit den Ideen des späteren kommunistischen Diktators einverstanden ge- wesen – ging es diesen Pionieren doch um ein gleichberechtigtes Miteinander, um Gemeinsinn und wirtschaftliches Wohlergehen in Zeiten des Umbruchs.
Eine öffentliche Kasse, so hatten sich die Gründer vorgenommen, sollte gebildet werden, bei der man seine eigenen Ersparnisse verzinsbar und unter eigener Ver- waltung anlegen konnte und aus der überdies auch Bürgern mit Krediten und Dar- lehen geholfen werden konnte. „Erleichterung der Geldanlage und Förderung des Sparsinns“ hatten die Gründer der Genossenschaft im Blick, und bis zum Jahr 1900 hatten sich bereits 75 Mitglieder unter ihrem Dach zusammengefunden.
Erster Vorstandsvorsitzender war Konrad Schumacher, Kaufmann aus Esch, dem Aufsichtsrat stand Namensvetter Georg Schumacher vor, als erster Geschäftsführer und Rechner ab der Gründung fungierte der Lehrer Heinrich Friedrichs. Die erste Generalversammlung – bis heute das höchste Beschlussgremium einer Genossen- schaft – fand am 29. April 1894 statt. Dabei wurde beschlossen, die Generalver- sammlung „alljährlich am letzten Sonntag im April zu halten“.
Rund viereinhalb Jahre zuvor hatte der Reichstag in Berlin das deutsche Genossen- schaftsgesetz verabschiedet, das am 1. Oktober 1889 in Kraft trat – ein Meilenstein in der Wirtschafts- und Sozialgeschichte, führte es doch die beschränkte Haftung
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