Page 20 - VBE Chronik
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ÜBER GENOSSENSCHAFTEN UND VORSCHUSSVEREINE
junger Leute, sondern auch die Modernisierung, Technisierung und Rationalisierung des Agrarwesens, bei der jedoch die Kleinbauern kaum Schritt halten konnten. Der Einsatz von Maschinen und die revolutionierende Entdeckung des Kunstdüngers Ende der 1860er-Jahre lieSen wiederum die Erträge nur bei jenen Betrieben, die sich diese Neuerungen leisten konnten, in die Höhe schnellen. Zum Vergleich: Gab es im Jahr 1882 in Deutschland 344.000 Dreschmaschinen, so schnellte deren Zahl bis 1907 um knapp 320 Prozent auf 1,44 Millionen hoch, von denen ein Drittel mit Dampfantrieb arbeitete.
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Bevor die Landmaschinen Einzug hielten: Bauern beim Rübenhacken um das Jahr 1900.
Gleichzeitig sank die Zahl der agrarischen Bevölkerung in Deutschland zwischen 1882 und 1907 von knapp 19 auf etwa 17 Millionen Menschen, ihr Anteil an der insge- samt steigenden Gesamtbevölkerung nahm von fast 42 auf etwa 28 Prozent ab. Ab 1900 waren mehr Menschen in der Industrie und im Dienstleistungsbereich tätig als in der Landwirtschaft. Heute scheint es uns selbstverständlich, dass nur noch wenige Prozent der Erwerbstätigen im Agrarsektor tätig sind, doch damals empfanden die Zeitgenossen diesen Strukturwandel als durchaus existenzbedrohend.






























































































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