Page 31 - VBE Chronik
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DIE VÄTER DER GENOSSENSCHAFTEN
Wer waren nun die Männer, auf deren Einfallsreichtum und Engagement die Idee der Solidargemeinschaften zurückgeht, die sich in der Folge über den ganzen Glo- bus verbreitete? Denn heute sind weltweit 800 Millionen Menschen Mitglieder in Genossenschaften, die mehr als 100 Millionen
Arbeitsplätze bereitstellen – ob als Kreditgenos- senschaften, ob im Agrar-, Gewerbe- oder Ener- giesektor. Wir stellen hier drei der wichtigsten Persönlichkeiten vor, die diese Idee durch ihre Weitsicht maSgeblich vorangetrieben haben.
FRIEDRICH WILHELM RAIFFEISEN
Der „Hungerwinter“ 1846/47 brachte den Stein
endgültig ins Rollen – die genossenschaftliche
Idee wurde geboren: Einer schweren Missernte
folgten Hungersnöte in fast allen deutschen Re-
gionen, Lebensmittel wurden teurer, es kam so-
gar zu diversen Hungerrevolten. Dieses und die fortschreitende Industrialisierung forcierte die Verarmung jener Familien, die für kargen Lohn in Diensten reicher Un- ternehmer und Grundbesitzer in Heimarbeit schufteten – etwa im Textilgewerbe oder, wie in Raiffeisens Wirkungsregion, in der Zigarrenherstellung – und lieS etli- che der in Not Geratenen zu Anhängern der bald darauf keimenden revolutionären Bestrebungen werden.
Andere wiederum wurden aufgefangen von den HilfsmaSnahmen, die Friedrich Wilhelm Raiffeisen ins Werk setzte. Der 1818 in Hamm an der Sieg geborene Kom- munalbeamte, der, noch keine 30 Jahre alt, Amtsbürgermeister in Weyerbusch im
Friedrich Wilhelm Raiffeisen
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