Page 58 - VBE Chronik
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INFLATION UND WELTWIRTSCHAFTSKRISE
Bilanzen gingen teilweise in die Billiarden, die letzten Einzahlungen wurden von den Mitgliedern mancherorts in Wäschekörben herbeigetragen. So verzeichnet etwa die Bilanz des Hemmerdorfer Spar- und Darlehnskassenvereins zum 31. Dezember 1923 unter dem Strich eine Summe von 4.554.470.000.314.500 Mark. Von den eins- tigen Vermögen verblieben oft nur ein Bruchteil des Eigenkapitals und das Gebäu- de. Und natürlich der ungebeugte Wille aller Mitglieder und Organe, gleich wieder von Neuem zu beginnen.
SCHWARZER TAG IN NEW YORK
Hierzulande war es bereits Freitag, in New York dagegen ging der 24. Oktober 1929 als „Black Thursday“, also Donnerstag, in die Geschichte ein. Was wir den „Schwar- zen Freitag“ nennen, war der bis dahin folgenreichste Börsencrash aller Zeiten. Die folgende Weltwirtschaftskrise ungeahnten AusmaSes lieS die Wohlstandsträume der „Goldenen Zwanziger“, die auSerhalb der pulsierenden GroSstädte jedoch so golden gar nicht waren, endgültig platzen.
Die Ursache: Klein- und GroSanleger hatten kurzfristig hohe Kredite aufgenommen und wollten mit Börsenspekulationen Gewinne erzielen. Doch nicht zum letzten
Fünfzig Milliarden Mark
Mal platzte eine riesige Speku- lationsblase und es schloss sich eine jahrelange, weltweite Re- zession mit Massenarbeitslosig- keit und Rückgang der Produk- tion an.
Geradezu katastrophal wirkte sich dies gerade auf Deutsch- land aus, hatte man doch den Aufschwung der 1920er-Jahre
vorwiegend mit ausländischen Krediten  nanziert, davon zu gröSten Teilen aus den USA. Nun jedoch forderten die Vereinigten Staaten ihre Darlehen wegen

























































































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