Page 79 - VBE Chronik

DEUTSCHLAND WÄCHST ZUSAMMEN
Von Tschernobyl über den Mauerfall zu den Maastrichter Verträgen: Die 80er- und 90er-Jahre waren ereignisreiche Jahrzehnte. Am 13. Januar 1980 gründete sich in Karlsruhe die Bundespartei „Die Grünen“ und schaffte es drei Jahre später zum ersten Mal in den Bundestag. In den USA trat 1981 eine bislang unbekannte Immunschwä- che-Krankheit auf, die unter dem Namen AIDS Opfer auf der ganzen Welt fordern sollte. Am 1. Oktober 1982 wurde Helmut Kohl Bundeskanzler und blieb es für 16 Jahre. Der Protest gegen den Nato-Doppelbeschluss mobilisierte Hunderttausende. Den Übergang von dem Industrie- zum Informationszeitalter markierte unter ande- rem der IBM Personal-Computer im Jahr 1981. Die Kernschmelze im Kernkraftwerk Tschernobyl im April 1986 erschütterte den Glauben an die Atomkraft.
Im Februar 1987 schlossen die Vertreter der G6-Gruppe das Louvre-Abkommen, um eine Stabilisierung der Wechselkurse zu erreichen und spekulative Exzesse zu vermei- den – dennoch kam es am 19. Oktober mit dem „Schwarzen Montag“ zum ersten Börsenkrach nach dem Zweiten Weltkrieg, denn trotz der Louvre-Vereinbarung el der Dollarkurs weiter, die Unsicherheit auf den Währungsmärkten stieg.
„Wir sind das Volk“: Mit diesem Ruf auf den Leipziger Montagsdemonstrationen, die immer mehr Zulauf fanden, forderten ab September 1989 Abertausende DDR-Bür- ger das Ende der SED-Herrschaft – und am Abend des 9. November konnten viele von ihnen durch die geöffneten Grenzübergänge strömen. 28 Jahre nach dem Bau der Berliner Mauer und endgültig mit der Vollendung der Einheit am 3. Oktober 1990 war die deutsch-deutsche Teilung Geschichte. Ein Nebeneffekt: die Hochzins- phase nach dem Mauerfall. Die Zeit der Wiedervereinigung war, zumindest aus Kredit- sicht, alles andere als ein preiswertes Vergnügen. Anfang der 1990er-Jahre verlangten die Banken für ein Immobiliendarlehen neun Prozent und mehr – andererseits wur- den auch die Einlagen der Kunden vergleichsweise hoch verzinst.
77