Page 61 - VBE Chronik
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DUNKLE JAHRE – ZWISCHEN 1933 UND 1945
Vor allem die Nationalsozialisten pro tierten von der schwierigen Wirtschaftslage zu Beginn der 1930er-Jahre, die sich allerdings bereits vor 1933 wieder zu erholen begonnen hatte. Adolf Hitler versprach die Beseitigung der Massenarbeitslosigkeit und warf auf diese Weise der Bevölkerung seinen Köder aus. Tatsächlich setzte ein Aufschwung ein und gipfelte 1936 in der Vollbeschäftigung. Dabei aber stammte das Instrument der Arbeitsbeschaffungsprogramme, mit denen sich das NS-Regime brüstete, bereits aus den Zeiten der Weimarer Republik. Und der gern zitierte Au- tobahnbau, dessen Pläne auch schon aus Weimarer Schubladen stammten, spielte mit gleichzeitig maximal 130.000 Arbeitern nur eine bescheidene Rolle. Sehr viel bedeutender jedoch war die massive Wiederaufrüstung, die – allerdings auf Pump  nanziert – einen GroSteil der staatlichen Konjunkturpolitik ausmachte.
Auch den Annalen der Gierather Spar- und Darlehnskasse ist zu entnehmen, dass „durch die von den Nationalsozialisten durchgeführte ,Ankurbelung der Wirtschaft‘ eine Blüte begann, die letztendlich nur eine Scheinblüte war und die im Chaos endete“. Allerdings war die Bilanzsumme im Jahr 1933 angestiegen, überstieg 1934 die 100.000-Mark-Grenze und betrug 1944 eine Million Reichsmark. Die Zahl der Mitglieder erhöhte sich geringfügig von 122 auf 138, trotzdem war der Kasse der echte Durchbruch insoweit gelungen, als die Zahl derjenigen Kunden wuchs, die nicht Mitglieder waren: „Sie, die fern der Heimat so etwa beim Autobahnbau arbeiten muSten oder als Soldaten in den Krieg zogen, trugen mit dazu bei, daS der bargeldlose Verkehr erheblich zunahm“, heiSt es in den Aufzeichnungen der Gierather Spar- und Darlehnskasse.
Zwar wurden kapitalistische Wirtschaftsordnung und Privateigentum von der NS- Diktatur nicht angetastet, doch die deutsche Wirtschaft einschlieSlich des Bankwe- sens unterlag einer immer intensiveren Kontrolle. Und obwohl die NS-Propaganda
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